Ein Segeltraum mit der Tuckerthompson

Ein alter Traum wird wahr – ein Tag segeln mit dem Zweimaster „Tucker Thompson“ in der „Bay of Islands“. Wir starten von Russell, der frühen Hauptstadt der Insel, die aber nur ein kleines, überschaubares Städtchen ist mit schönen alten Häusern. Gleich gegenüber liegt der historische Geburtsplatz Neuseelands, an dem der „Vertrag von Waitangi“ zwischen den Maoris und den Engländern unterzeichnet wurde.

Ist das nicht ein Prachtboot?

Hier der schicke echte und ein angehender Käpt’n in Aktion. Die Crew bei der Arbeit – Seile ordnen so fix wie’s Brezelbacken. Wer möchte, darf gern mit anpacken.

Das hier ist allerdings eher für Fortgeschrittene. Die Hälfte der Mannschaft ist – echt neuseeländisch scheint uns – weiblich, und packt kräftig mit an:

Das ist zu reizvoll, ich muß da rauf! Mit einem Bauchgurt und einem Karabiner klinkt man sich beim Klettern in den Wanten ein…

Unglaublich, hier oben zu sitzen, das Schiff unter mir ist ganz klein, ich sehe, und spüre dann jede Welle, und schwinge hin und her. Kindheitserinnerungen werden lebendig, wie ich mit 6 oder 7 Jahren mich vom Wind ganz oben auf der großen Tanne schaukeln liess.
Die Aussicht auf die „Bay of Islands“ ist grandios. Ich entdecke etwas ganz besonderes: Die Sonne umgibt das Schiff im klaren, tiefen Wasser mit einem riesigen, konzentrischen, helltürkis irisierenden Strahlenkranz. Wow! Sollte das das berühmte Meeresleuchten sein?
Leider hat Sybil unten auf Deck die Kamera…

Am Wendepunkt der Fahrt legen wir an einer „Pirateninsel“ in einer einsamen Bucht an. Zeit für Badespass und später ein leckeres Essen.

Ein ganz besonderer Tag voller Licht, Wind und Meerluft, den wir nicht so schnell vergessen werden!

9 Antworten auf „Ein Segeltraum mit der Tuckerthompson“

  1. Hallo, ihr beiden – wenn man bedenkt, wie lange man im 17. Jh. brauchte um nach Australien zu segeln und von dort weiter nach Neuseeland, dann wird einem vielleicht die heutige Beschleunigung umso prekärer. Es scheint alles so einfach – wie ein Kinderspiel. Wir sind zwar jetzt gleichzeitig auf dem gleichen Planeten, aber nicht in dem gleichen Zug, allein die Zeit spielt uns ein Schnäppchen, wie da erst das
    Bewusstsein!
    Neulich las ich in der FR (18./19.12.2010/Nr.295/S.38) die verstörende Überschrift: “Tiermörder im Paradies”. Seebären, Möwen, Kühe – in Neuseeland gibt es auffällig viele Grausamkeiten gegen Tiere.
    Ist dem so?
    Während ich dies an euch schreibe, ist gleichzeitg folgende
    kleine Rechnung denkbar (aus J. Franzens neuem Roman –
    Freiheit)
    “Um sich die Zeit zu vertreiben, überschlug Walter im Geist, was in den Stunden seit seinem
    Aufwachen im Days Inn auf der Welt schiefgelaufen war. Nettozuwachs der Weltbe-
    völkerung: 60 000. Zunahme der amerikanischen Zersiedelung in Hektar: 400. Von Haus-
    und verwilderten Katzen getötete Vögel in den Vereinigten Staaten: 500 000. Weltweit ver-
    brannte Barrel Öl: 12 000 000. In die Atmosphäre gejagtes Kohlendioxyd in Tonnen:
    11 000 000. Ihrer Flossen wegen gemorderte Haie, die daraufhin flossenlos im Wasser
    trieben: 150 000… Diese Zahlen, die er nachrechnete, während immer mehr Zeit ins Land
    ging, bereiteten ihm eine merkwürdig trotzige Befriedigung…”
    Bei uns ist es jetzt Abend, gerade hörten wir einem sehr
    geistreichen Kabarettisten zu, der ein Loblied auf das haptische Buch zu singen wusste (wir werden es für euch
    aufbewahren), bei euch ist jetzt wohl Schlafenszeit. Der suprachiasmatische Nukleus wird dafür sorgen, dass ihr
    gut erholt zur rechten Zeit einfach so wieder aufwachen werdet. Was für ein Wunder ist der menschliche Körper und was für Vorstellungen machen wir uns von ihm und von der Außenwelt! Die Vielfalt und die Ungenauigkeit ist schier grenzenlos – ein Fest also für jeden, jeder Zeit und überall. In diesem Sinne – guten Morgen
    Johannes

    1. Lieber Johannes,
      schön, von Dir auf diesem ganz und gar unhaptischen Medium zu hören!
      ja, es ist eine interessante Übung sich zu fragen, was in den gerade verbrachten Sekunden auf unserem Globus so geschieht. Wir haben allerdings die Wahl, welche der unzählichen Dimensionen wir geistig betreten möchten.
      Es hängt viel davon ab, welche Perspektive wir wählen.
      Immerhin kann ich etwas von der meinen mit euch teilen, während ich im Abendlicht bei Vogelgezwitscher mitten im Neuseeländischen Farndschungel in den Polstern unseres Busses sitze. Die Worte werden sich in Schwingung wandeln, und über viele Stationen irgendwie den langen Weg, den Cook damals segelte bis zu eurem Bildschirm finden und euch erreichen. Diese Möglichkeit ist etwas Schönes für mich, weil sie uns daran erinnern kann, dass wir eine Kugelwohnwelt teilen.
      Was die Tiere angeht, ist dieses Land zu 95% Farmland, die Menschen sind sehr freundlich und entspannt, und man hat das Gefühl, hier geht es allem, was lebt viel besser als bei uns. Die Planzen sind so gesund, dass uns alles, was wir kennen, krank vorkommt. Einheimische Tiersorten wie der Kiwi empfangen einen sehr entschiedenen und mit Budget, Personal und Gesetz ausgestatten Schutz, der sich mit nichts bei uns vergleichen läßt. Das ist das, was wir erleben, und es sit uns bewusst, dass es nur einen Besucherperspektive ist. Im Neuseeländer lebt allerdings auch noch ein leidenschftlicher Fischer und Jäger, das ist unübersehbar.
      Ich grüße Dich herzlich von Sommer zu Winter um die Erde herum, in Gedanken gibt es eh keine Entfernung für sich freundlich gesonnene Geister.

      Dein Martin

  2. Hallo ihr Seeräuber,

    wo ist Martins Bart, der wäre auf dem Segelboot jetzt doch echt verwegen! Gruß Ulli

  3. Hallo Ulli,
    mein Bart sollte nach wilden Buschzeiten weichen, weil ich für die Ausfahrt sozialkompatibel sein wollte. Wenn er aber soviel Aufmerksamkeit bei der Damenseite erregt (Du bist schon die zweite, die danach fragt), sehe ich ihn demnächst mit anderen Augen!
    Grüße an euch, schön daß ihr mit an Bord seid!
    Martin

  4. es ist schon eigenartig: erst musste das netz erfunden werden, darin eine plattform wie facebook um erstmals global „W I R“ sagen zu können, aber können ist eben nicht gleich „tun“ – denn niemand tut es. Alle fangen mich „ich“ an oder meinen im wir natürlich ihr ich vor allem. Als es noch so etwas wie eine „internationale“ gab, glaubten Menschen noch an so etwas wie „Wir“- damals; inzwischen hat der Welthandel dazu geführt, dass alle nur noch eins wollen – ich will mehr.
    Deshalb könnten heute erstmals tatsächlich alle Räder still stehen, wenn euer starkes netz das will, nur glaubt keiner mehr daran, alle sind nur noch neugierig und wollen ihre neugier mit anderen teilen undsoweiterundsoweiter…
    Der Schwarm könnte jetzt – sporadig wird das ja an politischen Einzelphänomenen (Gefängnisinsassen-Solidarität etc.) – in einem WIR a l l e s wollen: wir wollen das nicht mehr länger, wir vereinbaren chaotische, lustvolle, gemeinsame kleinbremsvorgänge, regional koordiniert, z. B. heute oder morgen – wir akzeptieren weltweit den Benzinpreis nicht mehr, den Strompreis, den Kakaopreis, den…. WIR könnten den miesen Verein a la Cheney ganz schön aufmischen – so als Schwarm, da könnte man doch glatt ins SChwärmen geraten…und jeder wäre plötzlich potentiell so stark wie das System als Ganzes, weil es plötzlich und einfach so – ohne jahrelange Verhandlungen in sau teuren Konferenzen von sogenannten Profis…weil meiner Idee plötzlich 600 Millionen applaudieren und WIR dann aus heiterem Himmel
    – ohne dass das System sich darauf vorbereiten kann – einfch per Knopfdruck das vereinbaren, was wir gemeinsam an entschleunigenden Chaosmaßnahmen für opportun halten. Wenn 20000 Eltern morgen früh um 7:30 a.m. gemeinsam auf der Autobahn nach Stuttgart wandern, kein Schwerlaster mehr durchkommt – dann würden sofort 5000 neue Stellen auf einmal da sein – für Kindergärten oder so, garantiert. Und wenn dann erst einmal der Schwarm ins Schwärmen gerät, wären noch ganz andere Dinge jetzt möglich. Doch stattdessen surft jeder einsam auf seiner eigenen Ego-welle durch das Netzt, schaut mal hier vorbei, mal da, kichert, trinkt Cola und pennt weg. Schade Und wo verebben die Wellen einfach so wie eh und je….Johannes

    1. Lieber Johannes,
      “ denn niemand tut es“ , so scheint es manchmal, stimmt aber nicht. Das Netz hat wie die Gesellschft viele sehr lebendige Nischen, die man nicht für existent hält, bevor man sie kennenlernt. avaaz.org und campact.org zum Beispiel tun eine ganze Menge und sind dabei, sich zu einem wirksamen Faktor im globalen politischen Leben zu entwickeln. Die Generation, die das Netz so selbstverständlich nutzt wir das Telefon oder die Wasserleitung ist erst dabei in die Jahre zu kommen, in denen man politisch mitmischen möchte und kann. Ihre Stimme ist für den aufmerksamen Beobachter immer deutlicher zu hören (siehe das Kippen des unsäglichen, aber schon fast beschlossenen Jugendschutzgesetztes fürs Web mit albernen „Sendezeiten“ durch heftige Proteste der Web-Aktivisten). Wir leben in einer Umbruchs- und Experimentierzeit, und es passiert auch viel Dummes und Unausgegorenens, wenn wirklich jeder seinen Senf dazu geben kann. Wie bei jedem neuen Medium müssen wir erst kulturell damit umgehen lernen. Das dauert sogar in unseren turbohamsterradzeiten ein wenig.
      Mit dem Egosurfen hast Du natürlich recht, es ist allerdings nicht unbedingt das Netz, das all das verursacht, hier bildet es sich nur schön sichtbar ab, und hier kann mans und fraus so schön ausleben. Die seit Jahrzehnten zunehmenden Singlewohnungen gibt es ja schon länger.
      „entschleunigende Chaosmassnahmen“ hihi, ja, dafür sorgen wir schon kollektiv mit dem kollektiven Befeuern des Klimawandels, so dass im Winter alle Räder der DB stillestehen.
      Die Parolen aus der Arbeiterbewegung die Du zitierst, sind nun ja auch nicht unbedingt der leuchtende Stern einer erfolgreichen Gesellschaftsverbesserung geworden, auch wenn sie zu ihrer Zeit wichtige Impulse gesetzt haben. Heute stehen andere Themen an, und sie werden global sein.
      Die 20000 Eltern beim Autobahnspaziergang, einen gute Idee, wer weiss, wir könnten das oder ähnliches vielleicht noch erleben.
      Hast Du schon gehort, dass sich in Belgien die Männer nicht mehr rasieren wolln, bis nach 270 Tagen endlich einen funktionierende Regierung installiert wird? Wir gehen interessanten Zeiten entgegen…
      Liebe Grüße von Martin

  5. Und noch etwas: als erstes müssten WIR uns auf eine neue Sprache einigen – die derzeitigen sind alle kontaminiert – was hieltet ihr von Maori-klang oder Inuit-wörtern? Da hätten WIR
    alle im Schwarm gemeinsam was zu lernen, was zu lachen und könnten uns erstmals in einer Sprache verständigen, die nicht vom Cartesianismus, Individuallismus oder ähnlichen miesen Tricks verseucht wäre….Johannes
    (es geht nämlich schon in der Sprache los…der ganze Wachstumszauber und natürlich notwendige Raubbau…)

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